Die Nacht wird begleitet durch das leise Rauschen der Wellen ... mit der ersten Morgendämmerung wird das Rollo geöffnet und der im leichten Nebel eingepackte Gardasee gibt sein frühes Gesicht frei ... mit einer frischen Tasse Kaffee in der Hand öffne ich die Wohnmobiltür - die Temperaturen sind noch recht frisch, aber eingemummelt in meine Jacke beobachte ich die ersten Spaziergänger am Strand mit ihren freilaufenden Hunden und die sich zurufenden Möwen. In diesen Momenten wird mir deutlich, wie etwas Einfaches in seiner täglichen Wiederholung zu etwas Besonderen werden kann. Ich denke die meisten Camper wissen was ich meine - egal welchen Platz man für sich ausgesucht hat - gerade diese Eindrücke machen das Camperleben aus und enden mit dem Satz ... "Ohh Gott ... ist das schön hier!"
Ja ... so haben unsere Tage am Gardasee begonnen, eigentlich hatten wir vor noch weiter zu fahren - nach Florenz oder Pisa, aber wir haben uns dazu entschieden hier zu bleiben - alles kann ... nichts muss. Aber jetzt zum heutigen Tag ... ein ganz besonders schöner Tag.
Nachdem ich vergessen hatte den Frühstückstisch zu decken, konnte ich diesen Umstand meiner Christel nur so erklären, dass ich entschieden hätte sie spontan zu einem Frühstück nach Lazise einzuladen. Gesagt getan, nach einer angenehmen Dusche in dem neu errichteten Waschhaus direkt am Strand - neben der Via Lago - machten wir uns zu Fuß in das ca. zehn Minuten entfernte Lazise. Der Weg führt direkt am Strand entlang und schon in diesen Minuten kann man wunderschöne Eindrücke vom Gardasee sammeln. Entlang seetypischer Vegetation und einem beeindruckenden Baumbestand von Eichen, Olivenbäumen, Maulbeerbäumen, Ahorn, Akazien, Pappeln erreicht man die wunderschöne Stadt Lazise, die wir euch im ersten Teil unserers Reiseberichtes bereits vorgestellt haben.
Wenn man auf die alten Stadtmauern zuläuft verspürt man schon dort das besondere Flair das sich im innernen der Mauern verbirgt. Ein Tipp vorab ... in den schmalen Gassen lohnt sich immer ein Blick nach oben. Wenn man sich auch einmal mit der Geschichte diesr Stadt auseinandergesetzt hat, haben die abgewetzten Bodenplatten aus Marmor - welche sich im gesamten Stadtbereich finden lassen, eine beindruckende Wirkung. Nicht umsonst zählt Lazise zu einer der schönsten und geschichtsträchtigsten Städte am Gardasee.
Der Weg in die Stadt führt uns vorbei an unzähligen Läden, welche nicht nur meine Christel zum Shoppen animiert haben - aber dazu später mehr. Jetzt erst mal Frühstücken ... direkt am kleinen Hafen von Lazise gelegen, gibt es verschiedene kleine Cafe`s und Bar`s welche neben kleinen Snacks auch süße Kleinigkeiten im Angebot haben. Wir lassen uns direkt gegenüber vom Hafenbecken mit Blick auf die Chiesa di San Nicoló nieder. Die Kirche San Nicolò am Hafen von Lazise stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eine der wenigen romanischen Kirchen am Gardasee die weitgehend im ursprünglichen Zustand geblieben sind. In der Kirche gibt es noch Fresken- Fragmente aus dem 14. Jahrhundert.
Mit Blick auf die Kirche sitzen wir im Aussenbereich des Cafe`s Lacisium - und wer jetzt die Augen schließt hört eventuell die leise italienische Musik, die aus dem inneren des Cafe`s nach aussen dringt. Hier bestellen wir uns einen Cappucino und dazu leckere warme mit Aprikosenmarmelade gefüllte Hörnchen mit Zuckguss - hhmmm lecker. Zwei Cappucino und zwei Hörnchen später haben wir den Entschluß gefasst, der Uferprommenade folgend die nächstgelegene Stadt Bardolino zu besuchen.
Die Weinstadt Bardolino am Gardasee hat etwa 6.300 Einwohner, die sich auf die Ortsteile Bardolino, Cisano und Calmasino verteilen. Bei einer Tour durch Bardolino am Gardasee sollte man sich die Kirchen San Severo, San Colombano, San Zeno und das Olivenölmuseum (ital.: Museo dell'olio) nicht entgehen lassen. Die Innenstadt des Ortes lädt zum Bummeln und Verweilen ein. Die Hanglage und das milde Klima der Region um Bardolino machen die Umgebung zu einem idealen Wein- und Olivenanbaugebiet. Die um die Stadt beheimateten Weingüter und Olivenmühlen bieten Besichtigungen, Verkostungen bzw. Weinproben und Touren durch die Olivenhaine an. So kann man viel über den Wein- und Olivenanbau und die Weinlese erfahren. Vorallem ist Bardolino aber für seinen gekelterten Rotwein „Bardolino“ und den Rosé „Chiaretto“ bekannt. Zu Ehren des Weines findet jedes Jahr das Wein- und Traubenfest „Festa dell’Uva e del Vino“ statt.
Die beiden Ortsteile Cisano und Calmasino erreicht man am besten über die wunderschöne Uferpromenade. Der Ortsteil Cisano liegt 3 km südlich vor Bardolino, direkt am Ufer des Gardasees aus Richtung Lazise kommend. Dort befinden sich ein kleiner Hafen, zahlreiche Restaurants und ein großer Campingplatz. Natürlich gibt es auch in Cisano einiges zu entdecken. Zum einen das Olivenölmuseum Museo dell’Olio. Direkt an das Museum angeschlossen ist ein kleiner Laden, in welchem verschiedene Olivenöle aber auch andere lokale Spezialitäten erworben werden können.
Der Ortsteil Calmasino liegt weiter im Hinterland inmitten der weitläufigen Weinberge. Die Entfernung von Bardolino beträgt etwa 4 km. Hier wird die Traube für den „Bardolino“ und den "Chiaretto" angebaut. Wer also Interesse am Weinbau oder auch einfach am Weintrinken hat, der ist hier genau richtig! Rund um Calmasino wimmelt es nur so von Weingüter und Olivenhainen, die zu einem Besuch einladen.
Der Weg von Lazise in Richtung Bardolino führt entlang der Uferprommende und man hat den Gardasee und die ihn einrahmenden Berge immer als stille Begleiter neben sich. Unzählige Fotomotive machen den Fußweg zu einem kurzweiligen Spaziergang.
Wer sich nicht unnötig mit dem Gewicht von mitgenommenen Snacks und Getränken belasten will, findet entlang des Weges verschiedene kleine und größere Bars. In unserem Fall konnte man den Eindruck gewinnen, dass wir unter anderem auch als "Aperolspritztester" unterwegs waren.
Aber egal ... auch das war schön ... an diesem Tag war auch zufällig ein kleiner Markt in Cisano und wir haben das Treiben, wie aus einem Hummelbuch (die älteren unter euch wissen was ich meine) der vorbeilaufenden Besucher beobachtet. Was uns sehr gefallen hat ist, dass zu unserer Reisezeit im Oktober auch viele Einheimische auf den Straßen und Plätzen unterwegs waren. Dies erweckte bei uns den Eindruck einer beruhigenden Langsamkeit, die wir gerne für uns übernommen haben.
Nach dem zweiten Aperol und dem einsetzenden "Harald Juhnke - Syndrom (etwas angedusselt und keine Termine) ging es weiter in Richtung Bardolino. Vorbei an schönen alten Villen mit wunderbaren Baumbestand und einigen ins Wasser führenden Steegen erreichten wir Bardolino. Trotz der Jahreszeit herrschte in der Stadt ein buntes Treiben und das schöne war, die Menschen waren sehr freundlich und machten einen total entspannten Eindruck. Bardolino bietet einige Sehenswürdigkeiten. Vor allem die historischen Kirchen der Stadt sind sehenswert.
Bardolino Kirche San ZenoDie Kirche San Zeno in Bardolino stammt aus dem 8. Jahrhundert. Urkundlich wurde Sie erstmalig von König Pipin im Jahre 807 erwähnt. Sie gilt als das älteste Gotteshaus der hiesigen Diozöse. Der karolingische Bau mit kreuzförmigen Grundriss liegt etwas versteckt. Sie finden den Kirchenbau zwischen bäuerlichen Wirtschaftsgebäuden, südlich der Kirche San Severo. Die Kirche ist ein Überbleibsel der Zeit der fränkischen Besatzung. Das charakteristische Gewölbe der Dachkuppel, sowie der Grundriss in Form eines lateinischen Kreuzes, sind die seltenen Vorgänger der späteren romanischen Architektur. Von besonderem Interesse sind die sechs Säulen die nach römischen Vorbild gestaltet wurden.
Am anderen Ende der Piazza Matteotti befindet sich die sehenswerte neoklassizistische Kirche San Nicolò. Über ein paar Stufen gelangt man zum Hauptportal der Kirche. Sie wirkt innen schlicht und aufgeräumt, beindruckt aber im durch schöne Wandmalereinen, Fresken und insbesondere die Nachbildung der Grotte von Lourdes ist eine Sehenswürdigkeit im Inneren der Pfarrkirche.
Verläßt man die Kirche steht man steht ungefähr zwei Meter über der Straße und hat daher einen perfekten Überblick über die Piazza Matteotti. Am Ende sieht man das Kriegsdenkmal sowie den See und die gegenüberliegende Uferseite.
Wenn man jetzt den Weg von der Kirche zurück zur Uferprommenade geht, sieht man am Beginn der Piazza Matteotti auf der linken Seite einer der besten Eisdielen am Gardasee - also wenn ihr mal da seid - einfach mal ausprobieren. Christel und ich sind nach einigen Boutiquen später wieder Zurück nach Lazise gelaufen und haben dort direkt an der Uferprommenade in der Bar Al Porto noch einen kleinen Absacker in Form eines Aperols getrunken und dabei wieder einmal einen herrlichen Sonnenuntergang erleben dürfen.
Es war ein wunderschönder Tag und im nächsten Teil unseres Reiseberichtes, werde ich euch von unserer Radtour an einen der romantischsten Plätze am Gardasee berichten.
Wer Lust hat seine Erfahrungen vom Gardasee und/oder sonstigen Reisen mit uns zu teilen, der kann uns gerne auf unserer Facebookseite besuchen. Und wenn ihr mehr erfahren möchtet - gebt uns einfach ein "Gefällt mir"!
Bis dahin ... Allzeit gute Fahrt wünschen euch Christel und Andi